Huata hat seinen Wortursprung in der heute erloschenen Puquina Sprache, die in der Region verbreitet war, bevor sie von den Inkas durch das Quechua verdrängt wurde. Huata bedeutet „heilige Schlange“, die als Göttin des Wassers auch als amaru von den Aymara und als katari von den Inkas verehrt wurde. Die heilige Schlange bezieht sich auf eine Felsformation am Berghang der Hacienda, an deren Ende, also dem Schwanz, noch heute lauwarmes Wasser entspringt. Aus diesem Grund war diese Felsschlange seit Vorzeiten ein Ort religiöser und magischer Rituale, die – meist im Geheimen – bis noch vor wenigen Jahrzehnten praktiziert wurden. Ausgehend von dieser mythischen Tradition erhielten auch die anliegende bäuerliche Gemeinschaft, das Flusstal, ja der gesammte Kanton mit seinem Hauptort den Namen Huata, ohne dass dessen Bedeutung den dort lebenden Menschen bekannt blieb. Der Ort erscheint schon kurz nach der Ankunft der Spanier in den Annalen der Kolonialregierung, hier residierten zuvor lokale Gouverneure des Inkareichs, und im Laufe der Jahrhunderte erlebte der Ort bedeutende Ereignisse und Persönlichkeiten. Der Ortskern gegenüber der Hacienda ist vor gut 100 Jahren durch Hochwasser und Landrutsche untergegangen; übrig blieben einzelne Häuser sowie Gehöfte an den Hängen.

Die Ursprünge des Herrenhauses (Casona) gehen auf das Jahr 1835 zurück; die herrschaftlichen Teile wurden 1850 vom Präsidenten Belzu (1848-55) errichtet und dienten ihm als Residenz, zeitweise (1854/55) sogar als Regierungssitz. Nach weiteren Glanzzeiten — gegen 1900 wurde die Hacienda zu einem Zentrum gesellschaftlichen Lebens und Ferienaufenthalt von Persönlichkeiten aus Politik, Kirche und Zivilgesellschaft — ging das Anwesen durch lange Phasen der Verwahrlosung bis zum nahezu totalen Verfall. 1998 erwarben es Hans und Gisa Petersen und begannen mit seiner umfassenden Restaurierung und Rekultivierung. Dies erforderte als Erstes die Wiederherstellung der nicht mehr befahrbaren Hangstraße in das Huata-Tal sowie die Anlage eines Zugangs, der eine längere Strecke durch das nicht immer passierbare Flussbett vermeidet. Anschliessend ging es an die grundlegende Sanierung, detailverliebte Renovierung sowie Modernisierung der Casona und ihrer zahlreichen Nebengebäude, die fast allesamt unbewohnbar geworden waren. Dazu kamen die Wiederherstellung, Erweiterung und Nutzung von Werkstätten, Stallungen und Gehegen, die Rodung hunderter Eukalyptusbäume, die artenreiche Beforstung von Bergkuppe und Hängen, eine kilometerlange Einzäunung zur Ausgrenzung benachbarter Ziegen- und Schafherden, die Sanierung und der Ausbau von Flussbefestigungen und verschütteten Terrassen; die Reaktivierung und Erweiterung von Bewässerungssystemen, die Trockenlegung versumpften Geländes, die Anlage von Nutz- und Ziergärten sowie einer Obstbaumschule, die bis zu 40.000 Pflanzen umfasste. Seit 2009 gibt es endlich auch eine reguläre Stromversorgung.
Eine spezifische Herausforderung war der Umgang mit den ortsansässigen Nachbarn. Die in prekären Verhältnissen lebenden, traditionsbewussten, gewerkschaftlich und politisch kämpferischen Bewohner des kargen Andentals begegneten den „Gringos“ jahrelang mit einer konfliktträchtigen Mischung aus Ablehnung und Kooperationsbereitschaft. Es kam zu dramatischen Streitigkeiten um Gelände und Zugangswege. Es bestand aber auch großes Interesse an den Arbeitsmöglichkeiten auf der Hacienda und den Vorteilen, die den Anwohnern aus Straßen- und Wegebau, Wasserbereitstellung, Elektrizitätsversorgung, Beiträgen zu Veranstaltungen und gemeinnützigen Maßnahmen zugute kamen. 2010 wurden die zunächst ortsfremden Hacendados als Mitglieder in der lokalen Gemeindeorganisation (Comunidad) aufgenommen – damit verbesserten sich die wechselseitigen Beziehungen grundlegend.
Im Jahre 2012 schlossen sich die Petersens und Angehörige die Voreigentümefamilie Navarro zu einer GmbH zusammen, um die Hacienda Huata gemeinsam zu nutzen und längerfristig organisatorisch und wirtschaftlich abzusichern. Dieses Projekt ist misslungen. Personal und Aktivitäten wurden drastisch reduziert. 2018 zog sich die Familie Petersen zurück. Damit endete deren ständiges und intensives Engagement für die Pflege architektonischer, gärtnerischer und landschaftlicher Elemente. Die Obstbaumschule wurde aufgelöst, uralte Bäume wurden gefällt, Wege und Terassen verbuschen, Zäune und Stallungen verfallen. Andererseits sind Gäste- und Eventfazilitäten ausgebaut und reorganisiert worden und werden nachdrücklicher als zuvor beworben.
Daneben gibt es auch im Umfeld grundlegende Veränderungen. Von den eingesessenen bäuerlichen Nachbarn sind die Jugendlichen schon seit Längerem abgewandert, inzwischen sind aber auch fast alle Älteren in die Stadt gezogen, wenn nicht gestorben. Damit sind auch die Schaf- und insbesondere Ziegenherden verschwunden, die traditionell über die schroffen Hänge des Tales getrieben wurden und die dramatische Verödung und Verkarstung der Landschaft wesentlich mitverschuldeten. Deren Begrünung und Regeneration sind unübersehbar.
Gleichzeitig ist die 300m über dem Tal gelegene Stadt um mehrere km bis and die Abbruchkante zum Tal herangerückt, und im Tal selbst werden immer mehr Wochenendhäuser gebaut. Auf einem erst vor wenigen Jahren unmittelbar vor der Hacienda landwirtschaftlich erschlossenen Gelände ist ein ganzes Viertel dieser Art entstanden – mit seiner hellen Straßenbeleuchtung ein neues Element in der seit jeher dunklen und abgeschiedenen Gegend.


